Literaturblog für die SchülerInnen und Schüler der BHAK&BHAS Eisenerz und Interessierte.

Sonntag, 9. Mai 2010

Jonathan Franzen, Freiheit

Dass die US-Autoren große epische Romane schreiben können, beweist wieder einmal J. Franzen. In seinem Roman Freiheit erzählt er die Geschichte einer Familie unserer Zeit.
Die Helden (Patty und Walter) sind linksliberal und ökologisch orientiert - die Idylle scheint perfekt, doch Patty folgte in der Partnerwahl vor Jahren nicht ihrer Leidenschaft, sondern ihrer Vernunft - und so bricht die schöne amerikanische Idylle zusammen (oder auch nicht).
Melancholisch wird dargestellt, dass Glück und Sinn nicht zu finden sind - weder in der Familie noch in der Leidenschaft - trotzdem bleibt nichts anderes übrig, als gerade diese zu suchen.
Liebe und Selbstbetrug liegen eng beieinander und das Straucheln der Hauptpersonen ist nur eine Frage der Zeit. Aber in diesem Straucheln liegt das Heroische moderner Lebensführung.
Ein gut zu lesender Roman, der zeigt, dass wir frei sind, aber auch frei genug, um die schmerzhaften Konsequenzen jeder Entscheidung zu ertragen. Absolut lesenswert!

Sonntag, 11. April 2010

Alex Capus, Glaubst du, daß es Liebe war

Die charmante Hauptperson, ein kleiner Unternehmer, Lügner, Casanova aus der Provinz, verschuldet sich, wird Vater... und haut einfach ab - nach Mexiko - quasi als Aussteiger - fühlt sich wohl zwischen Meer, Villa und seiner mexikanischen Stammbar. Bis ihn die Sehnucht nach seinem Kind überfällt und die Erkenntnis, dass Flucht eine Illusion ist und es "villeicht doch Liebe war" Ein witziges und satirisches Buch über die Möglichkeit des Aussteigens.

Dienstag, 16. März 2010

Henri Alain Fournier, Der große Meaulnes

1913 geschrieben und der einizige Roman des jung verstorbenen franz. Autors. Die Besprechnung einer Neuübersetzung hat mich auf DEN romantischen Roman aufmerksam gemacht. Er spielt in der französischen Provinz unter Jugendlichen; einer davon erlebt zufällig ein geheimnisvolles, wundervolles Fest an einem ebenso geheimnisvollen Ort und findet diesen nicht mehr; nun beginnt die Suche nach diesem Ort und nach dem Mädchen, in das er sich dort verliebt hat. Doch alles ist wie vom Erdboden verschwunden. Mit der Suche nach dem "Verschwundenen" verstrickt sich die Hauptperson (Meaulnes) aber immer mehr in ein Schicksal, das es nicht gut mit ihm meint. Die Sehnsucht nach dem Paradies treibt den jugendlichen Helden vorwärts - und hinein in eine Welt, die auch Abschied und Schmerz bedeutet. All die romantischen Themen wie Freiheit, Sehnsucht, Schicksal, Jugend, Trauer, Erwachsen-Werden, Liebe feiern hier noch mal ihre Auferstehung.

Freitag, 19. Februar 2010

Ilija Trojanow, Der Weltensammler

KLAPPENTEXT:
Ein spannender Roman über den englischen Abenteurer Richard Burton (1821-1890). Anstatt in den Kolonien die englischen Lebensgewohnheiten fortzuführen, lernt er wie besessen die Sprachen des Landes, vertieft sich in fremde Religionen und reist zum Schrecken der Behörden anonym in den Kolonien herum. Trojanows farbiger Abenteuerroman über diesen Exzentriker zeigt, warum der Westen bis heute nichts von den Geheimnissen der anderen Welt begriffen hat.

Der Autor greift drei Episoden aus demLeben Burtons heraus: die Jahre auf dem indischen Subkontinent, die Reise nach Mekka sowie die Expedition nach Ostafrika - auf der Suche nach den Nilquellen. Eines der Motive Burtons ist es wohl, sich ganz "dem Fremden" hinzugeben, sei es in Religion, Sprache (er lernt alle für seine Reisen notwendigen Sprachen) oder Kleidung.
Gerade in der heutigen Zeit, wo viel über das Auseinanderdriften der Kulturen, ja sogar über den Kampf der Kulturen gesprochen wird, ein Roman, der endlich aufzeigt, dass dem Fremden und den Fremden mit Interesse zu begegnen ist. Phantastisch zu lesen.

Cormac McCarthy, Kein Land für alte Männer


Texanische Wüste, ein eiskalter Killer und seine Gegenspieler: Ein karger Roman, der endlich das NICHT bietet, was so viele dem Leser zumuten: sprachliches Bla-Bla, verschönernde Sprache und sprachliche Bilder im sinnlosen Überfluss; nun einmal ganz anders: minimalistisch, überlegt, "staubtrocken". Die Hauptpersonen, auf die es der Killer abgesehen hat, ein Jäger und ein Sheriff, wissen einfach, "worum" es im Leben geht, dass der Roman wie ein Drehbuch zu einem Leone-Western anmutet. Trotzdem findet man im Roma Sätzewie:

Und im Traum hab ich gewusst, dass er vorausreitet und irgendwo da draußen in der ganzen Dunkelheit und Kälte ein Feuer machen will, und wenn ich dann dorthin komme, ist er da....

Für den Leser, der Beschönigendes sucht: nicht empfehlenswert; keine Romantik, außer man versteht unter Romantik die texanische Wüste und die Einsicht in die Vergänglichkeit der Welt.

Um es vorwegzunehmen, was jeder ahnt: die Welt ist BÖSE und keiner mutet diese Einsicht dem Leser so zu wie McCarthy. Was uns rettet: die in Worte gefasste Einsicht, dass die Welt wüst ist.

Sonntag, 17. Januar 2010

E.L.Doctorow, Der Marsch

Der Roman über den amerikanischen Bürgerkrieg! General W.T. Sherman marschiert mit seiner Armee durch die Staaten der Konförderation und besiegt deren Armee. Dieser Marsch bildet die Rahmenhandlung für alles Menschliche: vom resignierenden, aber genialen Militärarzt bis hin zur Liebe in Zeiten des Krieges. Ein wunderschöner, gewaltiger Roman über den ersten modernen Krieg und was er im Menschen bewirkt. Pflichtlektüre für alle EnglischlehrerInnen!
Doctorow wird mir sicher noch ein paar schöne Stunden bescheren.

Samstag, 2. Januar 2010

Cormac McCarthy, Die Straße

Ein Roman von testamentarischer, apokalyptischer Wucht. Amerika ist zerstört (Atomkrieg? Klimakatastrophe?... wir erfahren es nicht). Durch dieses wüste Land ziehen Vater und Sohn - auf der Suche nach Menschlichem, nach Menschen. Wir wissen fast nichts über ihre Vergangenheit, aber wir erfahren alles über die Liebe eines Vaters zu seinem Sohn. Düster, gewaltig und herzzeireißend!